Dawson City bis Tok

Start in Dawson City

Wir hatten bei Ankunft in Dawson City am Vortag schon gedumpt und konnten daher gleich starten. Vorher gab es aber natürlich noch ein leckeres Frühstück und wir haben in den sehr sauberen Waschräumen des Goldrush Campgrounds noch geduscht. Auf dem Weg zur Fähre haben wir in der Post noch einen ganzen Stapel Briefmarken für die bereits geschriebenen Karten an die Lieben daheim mitgenommen. Nicht alle folgen uns auf Facebook und so sind Postkarten immer noch eine beliebte Art, etwas Fernweh bei Familie, Freunden und Kollegen zu erzeugen.

Fähre über den Yukon in Dawson

Wegen des schlechten Wetters heute hatten wir überlegt, noch einen Tag in Dawson dranzuhängen, um den Top of the World Highway bei gutem Wetter und guter Sicht fahren zu können. Allerdings war die Vorhersage nicht sehr ermutigend und die Aussicht auf einen weiteren Tag in Dawson City fanden wir auch nicht so prickelnd. Bei gutem Wetter gern, bei Regen eher nicht. Wenn dann am nächsten Tag immer noch schlechtes Wetter herrschen sollte, hätten wir einen Tag verschenkt. Beim geplanten Pensum käme uns das sehr ungelegen. Richtung Tok sollte das Wetter zum Abend hin besser werden und so hofften wir, zumindest einen Teil der Strecke über den berühmten Highway bei guten Bedingungen fahren zu können. Ob es so kam, seht ihr gleich.

Fähre über den Yukon in Dawson

Bei Ankunft am Fähranleger war die Fähre gerade auf der anderen Seite, wir hatten also eine minimale Wartezeit. In erster Reihe stehend, konnten wir den ganzen Vorgang sehr gut beobachten. Die Fähre, die hier tatsächlich anstelle einer Brücke den Highway darstellt, braucht nur wenige Minuten für die Überquerung des Yukon Rivers. Direkt nach dem Ablegen gegenüber wurde dort der Anleger neu aufgeschoben. Im strömenden Regen leidet die nicht befestigte Anlegestelle offenbar extrem unter der Last. Auf unserer Seite angekommen leerte sich die Fähre ruckzuck und wir konnten drauffahren, übersetzen und wenige Minuten später gegenüber wieder die Straße unter die Räder nehmen.

Der Top of the World Highway

Da waren wir also, am Beginn dieser sagenumwobenen Straße, von der ich schon so viele Bilder gesehen hatte, dass meine Erwartungshaltung für diese Strecke sehr hoch war. Leider regnete es immer noch in Strömen und wir haben daher den eigentlich geplanten Fotostopp am Golfplatz ein Stück die Straße rauf ausgelassen. Vernünftige Sicht auf Dawson City hätte es eh kaum gegeben, wie sich schon von der Straße aus verifizieren ließ.

Top of the World Highway im Nebel

Der Top of the World Highway ist nur ein recht kurzes Stück zu Beginn asphaltiert, danach besteht die Straße bis zur US-Grenze aus Schotter. Und dieser Schotter war heute in einem ziemlich schlechten Zustand. Der Regen hatte große Teile in eine lehmige Rutschbahn umgewandelt und dazu kamen teils tiefe Spurrinnen, die das Fahren trotz moderaten Tempos recht anstrengend machten. Rückblickend betrachtet wäre es vielleicht sinnvoll gewesen, den Allradantrieb einzuschalten, es ging aber auch ohne.

Top of the World Highway dichten im Nebel

Zu den schlechten Straßenbedingungen kam dann noch Nebel mit Sichtweiten von teilweise unter 50 Metern. Bei solchen Bedingungen fahre ich selbst mir gut bekannte Strecken sehr ungern. Diese Strecke war mir aber so gar nicht bekannt und so habe ich es sehr behutsam angehen lassen. Meist sind wir mit um die 50 km/h unterwegs gewesen. Diese Verhältnisse zogen sich so ca. 70 Kilometer, auf denen man nur an den wenigsten Stellen überhaupt mal erahnen konnte, dass sich rechts und links der Piste großartige Ausblicke bieten könnten. Mehr als einmal haben wir unterwegs an Umkehren gedacht. Schließlich wussten wir ja auch nicht, ob es noch besser wird oder ob es so bis Tok in Alaska bleiben sollte, das wir uns heute als Tagesziel gesetzt hatten.

Top of the World Highway

Wir haben uns aber entschlossen, langsam und stetig weiterzufahren und nach gut 70 Kilometern hat sich das auch bezahlt gemacht. Erstmalig konnten wir die Bergpanoramen wahrnehmen und ein paar Fotos machen. Immer wieder haben wir gestoppt und teils fast atemlos staunend und bei 4–7° Celsius auch ein wenig frierend die Eindrücke in uns aufgesogen. Je näher wir der US-Grenze in Poker Creek kamen, desto wunderbarer wurde die Aussicht zu beiden Seiten der Straße und immer wieder mussten wir stoppen – bis zuletzt die Grenzstation in ihrer einzigartigen Lage in Sicht kam.

CamperCo am Top of the World Highway

Die Fotos, die wir unterwegs gemacht haben, können nicht annähernd wiedergeben, wie sich dieser Blick wirklich darstellt. Zugegebenermaßen ist Landschaftsfotografie auch nicht der größte Punkt in der Liste meiner Fähigkeiten, ich habe aber auch noch keine anderen Bilder von dort gesehen, die das können. Manches muss man einfach gesehen haben. Das ist auch ein Grund, warum ich an manchen Stellen einfach mal die Kamera stecken lasse und nur die Eindrücke in mich aufsauge. Von denen zehre ich auch ohne Foto ein Leben lang.

Einreise in die USA

US-Grenze am Top of the World Highway

Die Grenzkontrolle selbst lief schnell, unkompliziert und freundlich ab. Unsere Daten lagen wegen des vorab ausgefüllten ESTA-Antrags schon vor und daher beschränkten sich die Fragen auf das Nötigste und es blieb Zeit für ein paar Scherze mit der gutgelaunten Grenzbeamtin. Übrigens: Für die Einreise auf dem Landweg ist ESTA nicht nötig. Es kann die Einreise aber beschleunigen, weil vor Ort nur noch wenige Informationen abgefragt werden müssen. So bleibt auch weniger Arbeit für die Grenzbeamten, was sie einem möglicherweise mit guter Laune und schneller Abwicklung danken.

Nach mitgeführten Lebensmitteln wurden wir entgegen unserer Erwartung gar nicht gefragt. Wir wären aber auch sauber gewesen – dachten wir zumindest bis zum Abend, als wir noch einen Liter Milch und ein paar Scheiben Salami und Schinken im Kühlschrank fanden, die wir gar nicht auf dem Plan hatten. Nach der Einreiseprozedur haben wir uns noch kurz mit zwei Motorradfahrern unterhalten, für die die Fahrt »horrible« war, die sich für die letzten Kilometer aber ebenso begeistern konnten wie wir. Und wie wir auch hatten sie Tok als Tagesziel und wollten dann erst je nach Wettervorhersage entscheiden, ob es von dort Richtung Fairbanks oder Richtung Anchorage weitergeht. Ein Hoch auf die spontane Routenplanung.

Eine tolle Anregung habe ich von den Mopedfahrern übrigens mitgenommen: Weil es ja für einen Motorradfahrer recht anstrengend ist, bei jedem Stopp eine vernünftige Kamera aus den Satteltaschen zu holen und nach dem Foto wieder zu verstauen – im Vergleich zum Platz im Wohnmobil –, habe die beiden sich jeweils eine GoPro an den Helm montiert und die so eingestellt, dass sie alle 30 Sekunden ein Foto macht. So hat man am Ende der Tour einmal die Strecke im Schnelldurchlauf, wenn man die Fotos als Einzelbilder eines Films zusammenmontiert. So eine Kamera könnte man auch schön auf das Amaturenbrett oder an den Rückspiegel des RVs montieren. Ich glaube, so ein Ding kommt auf die Einkaufsliste für die nächste Tour.

Hinter der Grenze hat der Highway für etliche Meilen (wir sind ja nun in den USA und haben das metrische System verlassen) eine nagelneue Asphaltdecke, glatt wie ein Kinderpopo und sehr angenehm zu fahren. Hier geht der Top of the World Highway in den Taylor Highway über. Später, pünktlich mit dem Wechsel von Asphalt auf Schotter, der sich für den Rest des Taylor Highways mit oft ziemlich schlechtem und vielfach ausgebessertem Asphalt abwechselte, setzte wieder Regen ein und manche Abschnitte empfand ich wieder als durchaus anstrengend. Die Mopedfahrer haben wir dann auch mehrfach passiert (und sie uns), je nachdem, ob ein Abschnitt gerade auf zwei oder auf vier Rädern besser zu bewältigen war.

Chicken, Alaska

Chicken, Alaska

Zirka 40 Meilen hinter der Grenze passiert man Chicken, eine ehemalige Goldgräbersiedlung mit ganz eigenem Charme. Die Abfahrt nach Downtown Chicken (hihi) ist vom Highway aus gut ausgeschildert. In Chicken kann man deutlich mehr Zeit verbringen und zum Beispiel selbst Gold waschen. Wir haben uns aber nur kurz im vorgelagerten Giftshop die Beine vertreten und dann unsere Fahrt fortgesetzt, schließlich war es noch ein ganzes Stück von Chicken bis Tok und aufgrund der langsamen Fahrt und der vielen Stopps bisher war es schon recht spät. Aber immerhin waren wir ja nun auf Alaska-Zeit, hatten also eine Stunde mehr zur Verfügung. Die Zeitverschiebung von Deutschland nach Alaska beträgt zehn Stunden.

Einige Meilen hinter Chicken haben wir am Straßenrand einen Elch gesehen, den ersten auf dieser Reise. Allerdings war der schon wieder im Buschwerk verschwunden, bevor wir nah genug für ein Foto waren. Das blieb dann auch die einzige erwähnenswerte Wildlifesichtung für diesen Tag. Insgesamt sind wir auf dieser Tour in der Beziehung noch nicht gerade verwöhnt worden. Wir haben uns unterwegs aber damit unterhalten, dass wir uns vorgestellt haben, wie die freundlichen Bären und Elche im Nebel am Straßenrand gestanden und uns zugewunken haben – ganz frustriert, weil wir sie nicht gesehen haben.

Unterwegs sieht man immer wieder Camps von Goldsuchern oder einfach Pkw, die an der Straße stehen und wenige Meter weiter watet jemand in Gummistiefeln mit einer Goldwaschpfanne durch den Fluss und versucht sein Glück. Die Hoffnung auf Gold bestimmt hier offensichtlich immer noch die ein oder andere Existenz.

Tok

Kurz vor Tok trifft der Taylor Highway auf den Alaska Highway, den wir bisher nur ein paar Kilometer weit von Whitehorse bis zur Kreuzung mit dem Klondike Highway befahren hatten. In Tok angekommen haben wir die Vorräte wieder aufgefüllt und ein paar Kleinigkeiten eingekauft; u. a. Bärenspray, das wir bisher noch nicht besorgt, allerdings auch noch nicht gebraucht hatten, da ja noch keine Wanderung anstand.

Schlammverkrustete Auspuffrohre am Wohnmobil

Im großen Visitorcenter von Tok haben wir uns dann noch mit Karten für Alaska eingedeckt und ein Campgroundverzeichnis der »Alaska State Parks« mitgenommen. Wie im Yukon die Government-Campgrounds, sind auch die State-Parks in Alaska oft schön gelegene Campgrounds mit großzügigen Campsites und Picknicktisch plus Feuerstelle. Die meisten der State-Parks sind nicht reservierbar und werden nach FCFS (first-come, first-served) vergeben. Für uns, jetzt in der Vorsaision, ist das ideal. Rund um Tok liegen drei solcher Campgrounds. Einer wenige Meilen vor Tok, den hatten wir schon passiert, einer 17 Meilen Richtung Fairbanks und einer 17 Meilen Richtung Valdez/Anchorage. Da wir uns noch nicht entschieden hatten, in welcher Richtung es am nächsten Tag weitergehen sollte, haben wir uns für den nächstliegenden Campground entschieden, also den kurz vor Tok von Kanada aus gesehen. An dem waren wir ja schon vorbeigefahren und hatten ihn von der Straße aus kurz begutachten können. Tok bietet aber auch eine ziemlich einzigartige Dichte von privaten RV-Parks rund um die sonst eher ernüchternde Stadt.

Truck Camper im Alaska-State-Park Tok River

Am Campground angekommen, sind wir nur kurz noch zum Fluss runter, haben ein Stück abseits den empfohlenen Testsprühstoß mit dem Bärenspray gemacht und sind schlafen gegangen. Die Eindrücke des Tages waren genug und die Fahrerei hatte mich aufgrund der Wetterbedingungen mehr angestrengt als ich gehofft hatte. Die Campsite war großzügig, die Geräusche der nahen Straße kaum zu hören und so hatten wir eine ruhige Nacht.

Zusammenfassung

Start
Dawson City, Yukon Territory, Kanada
Ziel
Tok, Alaska, USA
Points of Interest
Top of the World Highway, Chicken
Fahrtstrecke
310 Kilometer
Gefahrene Routen
Top of the World Highway, Taylor Highway, Alaska Highway