Start am Five Mile Lake
Unser heutiges Tagesziel war der Tombstone Territorial Park am Dempster Highway. Eigentlich eine sehr entspannte Strecke. Eine Begegnung nach dem Frühstück (Bacon & Eggs) hat aber quasi direkt vor dem Aufbruch Richtung Klondike Highway den Plan zunichte gemacht. Nein, eigentlich nicht den Plan, weil das Tagesziel beibehalten wurde – es war die Entspanntheit der recht kurzen Etappe, die herausgenommen wurde. Auslöser war das Gespräch mit einem Kanadier, der mit seinem unglaublich hübschen, sehr lebhaften und sehr aufgeweckten Husky an unserer Campsite vorbeilief.
Der Hund war uns bei der Ankunft am Vorabend schon aufgefallen, als er mit selten beobachteter Coolness aus dem Beifahrerfenster schaute – rechten Vorderlauf draußen. Mit Herrchen kamen wir ins Gespräch, nachdem Boone, so der Name des Huskys, zu uns gestürmt kam. Die beiden waren aus Dawson, sind aber viel zum Jagen und Fischen unterwegs und kannten sich gut aus. Wenn man solchen Einheimischen begegnet, sollte man sich deren Tipps zu Herzen nehmen und in die Reiseplanung einbeziehen.
Von Boones Herrchen gab es im Wesentlichen drei Tipps: die Weiterfahrt auf dem Silver Trail bis Keno City und dort auf den Keno Hill, um den einmaligen Ausblick zu genießen; vom Tombstone-Campground aus noch ein paar Kilometer nach Norden zu fahren, um dort ggf. Schneeziegen und Grizzlys beobachten zu können; ein Besuch in Goldtooth Gertie’s Gambling Hall in Dawson, weile es einfach dazugehört.
Tipp eins würde uns locker drei Stunden kosten und damit das Entspannte aus dem Tagesplan nehmen. Aber da der Silver Trail eh schon zum Teil gefahren war, der Rest auf der Liste der Optionen stand und wir nun auch schon einmal da waren, sollte es so sein. Also vom Campground am Five Mile Lake aus nicht zurück nach Mayo und Richtung Stewart Crossing, sondern in die entgegengesetzte Richtung nach Keno City.
Silver Trail
Nach kurzer Zeit hinter dem Campground auf dem Silver Trail endet die asphaltierte Straße und der Highway wird zur Schotterpiste. Die Pflege solch einer Piste konnten wir uns dann auf den nächsten Kilometern gleich live anschauen. Zuerst begegnete Uns auf der sehr gut fahrbaren Straße ein Tankfahrzeug, das die Piste wässerte. Später sind wir dann noch dem »Grader« begegnet, der die Piste glättet, indem die oberste Schicht quasi abgefräst, neu aufgebracht und glattgewalzt wird. Leider waren die Arbeiten erst auf einem Teil der Strecke abgeschlossen. Der kräftige und gutmütige F350, der unsere Wohnkabine trägt, ist aber auch mit weniger gepflegtem Untergrund zufrieden.
Etwa auf halber Strecke haben wir erstmalig einen Vielfraß (Wolverine) gesehen. Der war aber noch schneller wieder verschwunden als der Grizzly vom Vortag und so haben wir auch davon kein vorzeigbares Foto.
Immer wieder sind wir auf der kaum befahrenen Straße – uns sind bis Keno vielleicht zwei oder drei Fahrzeuge begegnet – angehalten, um die sich linker Hand ausbreitenden Panoramen zu bewundern. Der Ausblick war unglaublich und mit durchziehenden Wolken auch teils sehr dramatisch anmutend. Eine schöne Vorschau für den Keno Hill.
Keno City und Keno Hill
Keno ist ein niedlicher Flecken mit freundlichen Menschen und man findet Möglichkeiten, rauf auf den Keno Hill zu gelangen. Wir haben uns dabei auf unseren Truck Camper verlassen, der uns auch nicht enttäuscht hat. Die Fahrt auf der ziemlich unwegsamen Strecke – erst eine Woche vorher wurde die Straße von Schnee befreit und es gab weiter oben ziemlich tiefe schlammige Spurrinnen – war allerdings tatsächlich ein wenig abenteuerlich. Teilweise ist es sehr steil und insbesondere bei der Abfahrt sollte man darauf achten, nicht zu viel Tempo zu haben und in einem kleinen Gang zu fahren, um die Bremse zu entlasten.
Oben fanden wir dann den Signpost und ein Panorama, das ich so noch nie vorher gesehen habe. (Meine) Fotos können den Blick nur unzureichend wiedergeben. Das untenstehende Video vermag das vermutlich etwas mehr. Schaut es euch am besten auf einem größeren Monitor im Vollbild an. Ein Handydisplay reicht da nicht.
Der Rückweg von Keno nach Mayo auf dem Silver Trail war von ein paar denkwürdigen Panoramen abgesehen – jetzt auf der rechten Seite – unspektakulär. Kurz hinter Keno sind wir noch einem Rotfuchs begegnet, der sich bei Näherkommen aber leider als krank herausgestellt hat. Die linke Kopfseite sah sehr unschön aus. Ich kann nicht sagen, ob das von einer Verletzung herrührte oder vielleicht eine Krankheit der Auslöser war. Vielleicht kann es ja jemand erkennen und schreibt es in die Kommentare.
In Mayo haben wir noch eingekauft und eine Lunchpause eingelegt, bevor es auf den hier wieder asphaltierten Rest des Silver Trails bis Stewart Crossing zurückging. Von dort aus sind wir dann wieder dem Klondike Highway bis zum Abzweig auf den Dempster Highway gefolgt, der ca. 40 Kilometer vor Dawson liegt. Unterwegs haben wir noch an ein paar Rastplätzen mit teils wirklich tollen Ausblicken angehalten, insgesamt war aber das Tagesziel im Fokus, weil wir nicht zu spät im Tombstone Territorial Park ankommen wollten, um noch eine schöne Campsite zu bekommen.
Am Abzweig zum Dempster haben wir noch getankt, was ein wenig merkwürdig war, weil der Preis für mich gar nicht ersichtlich war. Aber die Auswahl an Tankstellen dort ist übersichtlich (eine), wenn man nicht noch die 40 Kilometer bis Dawson dranhängen und wieder zurückfahren will, was sich selbst beim sparsamen Diesel kaum rechnen dürfte.
Dempster Highway
Über die schmale Brücke ging es dann endlich auf den Dempster. Ein tolles Gefühl, diesen kultigen Highway endlich unter den Rädern zu haben. Zwar hatten wir den Gedanken, den Dempster komplett zu fahren, schon vorab aus unseren Plänen gestrichen, aber auch ein Teil des Dempsters ist schließlich der Dempster. Allerdings werden wir darauf verzichten, in den Staub am Heck unseres Truck Campers das obligatorische »Did the Dempster« zu schreiben.
Die Panoramen an der Straße machen schnell klar, warum der Dempster seinen Status als Highlight einer Yukontour hält. Einfach grandios! Ich kann nur jedem empfehlen, zumindest diesen Teil des Dempsters einmal zu fahren.
Nach 70 Kilometern kommt man am Visitorcenter im Tombstone Territorial Park an, in unserem Fall leider fünf Minuten zu spät, da es um 17:00 Uhr schließt. Also direkt 50 Meter weiter auf den Campground, wo wir uns eine Campsite mit guter Sicht auf die umliegenden Berge aber leider etwas anstrengenden Nachbarn gesichert haben. Wir sind dann noch ein paar Schritte auf dem Trail zum Visitorcenter gelaufen, haben den Campground erkundet und ein bisschen Feuerholz mitgenommen.
Zurück auf der Site haben wir dann ein Feuer angemacht, gegessen und anschließend bei einem leckeren Scotch endlich die ersten Einträge im Reisetagebuch verfasst und noch lange in der hier oben nicht enden wollenden Helligkeit gesessen. Dabei konnten wir einige »Snowshoe Hares« beobachten, die hier wenig scheu waren und recht dicht an uns herankamen. Ich hoffe, dass die mangelnde Scheu nicht daher rührt, dass sie von anderen Besuchern gefüttert werden.
Zusammenfassung
- Start
- Five Mile Lake Yukon Government Campground
- Ziel
- Tombstone Yukon Government Campground
- Points of Interest
- Keno Hill
- Fahrtstrecke
- 394 Kilometer
- Gefahrene Routen
- Silver Trail, Klondike Highway, Dempster Highway
- Orte unterwegs
- Mayo, Keno City