Jede Wohnmobiltour beginnt mit der Planung von zuhause aus. Wir geben hier einen Einblick in unsere Planung für die Tour, die uns ab Ende Mai 2016 durch Teile des Yukon Territory und nach Alaska geführt hat.
Wie wir planen – und noch viel wichtiger: was wir nicht planen, erfahrt ihr im ersten Eintrag im Reisetagebuchs.
Idee und Buchung
Natürlich fängt die Planung eigentlich schon mit den Schritten vor der Buchung an: Man interessiert sich für ein Zielgebiet, lässt sich inspirieren, holt sich Informationen und legt sich schließlich auf eine Destination und eine Saison fest. Dann recherchiert man Anbieter und Preise und schlussendlich bucht man die Reise komplett oder in Teilen. Dieser Teil der Vorbereitung ist aber nicht Inhalt dieses Beitrags. Stattdessen beschreibe ich hier die konkrete Vorbereitung auf die bereits gebuchte Tour, ohne auf die vorangehende Entscheidungsfindung einzugehen.
Vorbereitung
Ich unterteile die Planung für eine Tour in zwei Teile, die allerdings gern auch parallel ablaufen können. Einerseits ist es die Planung der zu fahrenden Route und der Aktivitäten, die unterwegs möglich sind, wie Ausflüge, Wanderungen, Museen und Sehenswürdigkeiten. Andererseits ist es die Vorbereitung in organisatorischer Hinsicht. Beginnen wir damit:
Die Vorbereitung der zu organisierenden Dinge ist ein absolutes Muss. Eine Route muss man ja im Grunde für eine Wohnmobiltour nicht planen. Man kann sich auch bei der Übernahme vom Vermieter Karten geben lassen und fährt einfach los. Solange man den Kalender im Auge behält, damit man zeitig zur Rückgabe wieder an der Vermietstation ist, kann man spontan sein und auf die Planung verzichten. Das gilt aber nicht für die Organisation der Reise.
Die Organisation umfasst bei uns die Teile »Papiere«, »Kleidung« und »Technik«. Nachfolgend beschreibe ich die Teile im Einzelnen. Zusätzlich sollte man natürlich noch ein paar grundsätzliche Dinge regeln, die aber für jede Abwesenheit gelten. Das lasse ich her mal außen vor.
»Papiere«
Hier haben wir den offiziellen Teil, der obligatorisch für die Reise ist. Natürlich braucht man (als Deutscher) einen gültigen Reisepass für die Einreise. Ein Visum ist nicht erforderlich. Da wir per Flugzeug einreisen, ist zusätzlich noch eine »Electronic Travel Authorization« nötig, die eTA für Kanada. Für die Einreise in die USA habe ich dann zusätzlich noch ESTA beantragt. Eigentlich brauchen wir das zwar nicht, weil wir ja auf dem Landweg einreisen. Ich habe aber schon mehrfach gehört, dass der Einreisevorgang mit ESTA deutlich beschleunigt wird, weil die Daten nicht nochmals erfasst werden müssen. Und wenn ich mir einen Zeitvorteil im Urlaub mit ein paar Dollar erkaufen kann, nehme ich das gern an. Vor Ort hat sich gezeigt, dass es auf diesem Weg sehr schnell ging. Keinerlei Daten mussten mehr erfragt oder erfasst werden.
Fotos, Fingerabdrücke, sechs Dollar für das Formular und schon war die Einreise erledigt.
Die Einreise wäre damit also sichergestellt. Um vor Ort klarzukommen, braucht es dann noch eine Kreditkarte. Meine erste Kreditkarte nutze ich eh fast täglich, hier muss ich mich lediglich vergewissern, dass sie nicht während der Tour abläuft. Wichtig ist auch, die PIN der Karte zu kennen, die beim Geldabheben gebraucht wird, immer häufiger aber auch bei Zahlungsvorgängen angefordert wird. Je nach Konditionen der Karte kann es sich auch noch lohnen, sie mit etwas Geld aufzuladen. Bei einer meiner Karten ist das Abheben von Bargeld weltweit kostenlos, solange ich Guthaben auf dem Kartenkonto habe. Da ich eh gern mit reichlich Reserve unterwegs bin, stelle ich also auch sicher, dort genug Guthaben zu haben. Der Verfügungsrahmen der Karte erweitert sich entsprechend.
Zusätzlich habe ich grundsätzlich noch eine zweite Kreditkarte dabei, die von einer anderen Bank ausgegeben wurde. Gibt es unterwegs mal ein Problem mit der Hauptkarte, kann ich entspannt die zweite Karte ziehen. Bei Wohnmobilreisen sollte man zusätzlich bedenken, dass manche Vermieter die Kreditkarte direkt mit der Kaution belasten oder den Betrag zumindest reservieren, statt nur die Daten aufzunehmen. Das geht zulasten des Verfügungsrahmens. Dazu nutze ich dann gern die Zweitkarte.
Normalerweise verzichte ich darauf, Bargeld schon vor der Tour zu besorgen. Das ziehe ich einfach am ersten Automaten, meist direkt nach der Ankunft am Flughafen. Eventuell habe ich es auch noch einen Rest vom letzten Besuch übrig. Auf dieser Tour ist das ein wenig anders, weil ich zwar in Kanada lande, aber wohl am zweiten Tag schon über die Grenze nach Alaska fahre und an der Grenze die Gebühr für das I94-Formular bar zahlen muss, wie ich gehört habe. Also habe ich ein paar US-Dollar bestellt und wenn ich eh schon Bargeld anfordere, auch gleich noch ein paar kanadische Dollar.
Und natürlich überprüfe ich alle Reiseunterlagen auf Vollständigkeit. Dazu gehören Bahn- und Flugtickets, Voucher für Hotels und Wohnmobil und ggf. weitere Unterlagen, die direkt mit der Reisebuchung zu tun haben. Wer Medikamente mitführt, sollte auch einen Medikationsplan seines Arztes für diese Medikamente haben; das Erspart eventuelle Diskussionen. Für die Wohnmobilanmietung braucht man den Führerschein aller eingetragenen Fahrer und zur Sicherheit auch den internationalen Führerschein. Der wird zwar meist nicht verlangt, ist aber offiziell gefordert. Ich habe übrigens von allen wichtigen Unterlagen Scans angefertigt, die als PDF für mich im Internet abrufbar sind. Sollten wirklich mal Unterlagen verloren gehen oder gestohlen werden, habe ich wenigstens alle Daten zur Hand.
Da ich mit recht viel Technik reise (Laptop, Kamera, Objektive, dazu später mehr) und mir bei der Wiedereinreise nach Deutschland vom Zoll ungern einen großen Einkaufsbummel vorwerfen lassen möchte, habe ich auch zumindest von den teureren und neueren Teilen die Rechnung dabei bzw. im direkt Zugriff online.
»Kleidung«
Der Punkt ist schnell abgehakt. Hier werden nur kurz die Wanderschuhe geprüft und ich sehe zu, ein zweites Paar Schnürsenkel dabeizuhaben. Auch ansonsten geht es bei der Kleidung eher um Funktionalität als um Mode. Auf einer längeren Tour in der Vor- oder Nachsaison hat man meist unterschiedliche Wetterverhältnisse und dafür eignet sich das Lagenprinzip ganz hervorragend. Also statt dicker Pullover und einer dicken Jacke lieber reichlich T-Shirts, Langarmshirts, Hoodies oder Kapuzenjacken und eine 3-1-Jacke. Zu viel Kleidung muss es auch nicht sein, da kann man lieber unterwegs mal waschen. Und sollte etwas fehlen, kann man es ja auch nachkaufen.
»Technik«
Was die Technik angeht, ist es auf unseren Touren meist die Vollausstattung. Ich fotografiere gern, bleibe gern in Verbindung mit den Daheimgebliebenen und nutze die Reise teils auch beruflich. Also brauche ich meine Fotoausrüstung (Spiegelreflexkamera, mehrere Objektive, Stativ, Reserveakkus, Ladegerät, Filter, Speicherkarten und sonstiges Zubehör).
Um schon unterwegs die Fotos sortieren, beurteilen und bearbeiten zu können, habe ich dazu noch meinen Laptop mit. Wegen der Datenmengen und als zusätzliche Sicherung gehört dazu auch noch eine externe Festplatte. Und um den Spaß nicht nach wenigen Stunden enden zu lassen, braucht der Laptop auch ein Netzteil. Den Laptop mitzuführen, hat dann noch einen weiteren Vorteil: Ich habe es viel einfacher, das Reisetagebuch schon von unterwegs zu führen. Genauer: Ich habe auf meinem Laptop eine identische Installation des Reisetagebuchs. So kann ich unterwegs auch offline schon quasi in der Originalumgebung Beiträge schreiben, Fotos einfügen und mir das ganze in der Vorschau ansehen. Wenn ich dann irgendwann Wi-Fi habe, habe ich je nach Qualität der Verbindung in wenigen Minuten alles auf die eigentliche Website hochgeladen und freigeschaltet. Eine kurze Kaffeepause reicht dazu völlig aus. Ob ich aber immer schon etwas vorbereitet habe, wenn wir mal irgendwo stoppen, wird sich zeigen. Es gibt da keinen Druck.
Dann haben wir noch unsere Smartphones. Die dienen nicht nur zu (Notfall-)Kommunikation mit der Heimat sondern zum Beispiel auch als Navigation. Mit dem Wohnmobil reichen uns zwar ganz normale Karten völlig aus. Allerdings finde ich es beim Wandern sehr schön, detaillierte Karten auf dem Handy zu haben und jederzeit die Himmelsrichtung zu wissen. Da fehlt mir wohl die Pfadfinderausbildung. Die Smartphones lassen sich während der Fahrt gut am USB-Anschluss im Fahrzeug aufladen, falls vorhanden, ansonsten per Adapter am 12-Volt-Anschluss.
Und statt Büchern und für sonstige Unterhaltung unterwegs haben wir noch einen Kindle (E-Book-Reader) und ein iPad Mini dabei. Um alle diese Geräte zu betreiben, bzw. um sie wieder zu laden, wenn die Akkus leer sind, führen wie noch eine ganze Reihe Zubehör mit. Da sind z. B. die Powerbanks, also Zusatzakkus, die einem Smartphone oder iPad bei leerem Akku wieder Leben einhauchen können. Wir haben meist eine kleine Powerbank für die Hosentasche und eine etwas größere dabei, die auch mehrfach als Lebensspender für andere Geräte dienen kann. Bitte beachten, dass Powerbanks immer im Handgepäck mitgeführt werden müssen. Das gilt auch für alle anderen Akkus. Ich halte es eh immer so, dass ich meine gesamte technische Ausrüstung im Handgepäck mitführe. Weder den Laptop noch die Kamera oder ihr Zubehör würde ich einem Gepäckband anvertrauen.
Amerikanische und kanadische Steckdosen haben ein anderes Format, daher braucht man einen Adapter. Um mehrere Geräte bei bestehender Stromversorgung gleichzeitig betreiben oder laden zu können, haben wir immer noch eine Mehrfachsteckdose dabei. So reicht ein Adapterstecker gleich für mehrere Geräte aus. Wegen der anderen Netzspannung (110 Volt statt 230 Volt) sollte man aber auch dann nur Geräte verwenden, die auch mit der anderen Spannung umgehen können. Für Geräte oder Netzteile, die 110 Volt nicht unterstützen, braucht man einen Spannungswandler. Wir haben selbst einen Spannungswandler von 12 Volt auf 230 Volt mit, der es uns erlaubt, an der 12-Volt-Steckdose im Fahrzeug alle Geräte zu betreiben oder beispielsweise die Akkus der Kamera zu laden. Mit dem Spannungswandler sind wir quasi unbegrenzt unabhängig vom örtlichen Stromnetz. Das hat insbesondere den Vorteil, dass wir uns die Campgrounds zur Übernachtung nicht nach der Ausstattung aussuchen müssen. Wir haben am liebsten die ganz einfachen, naturnahen Campgrounds. Und gerade die haben eben meist keinen Stromanschluss. Mehr Details zu den Powerbanks, Adaptern und Spannungswandlern habe ich mal in einem Artikel zur Stromversorgung in Kanada zusammengeschrieben.
Routenplanung
Die Routenplanung ist eigentlich der einfachere Teil, weil sie völlig freiwillig ist. Wie oben schon beschrieben, kann man auf die Planung der Route eigentlich auch völlig verzichten und sich vor Ort einfach treiben lassen. Das ist aber nicht meins. Das genaue Gegenteil davon, also die komplett durchgeplante Route mit reservierten Campgrounds für jede Nacht, reservierten Fähren und sonstigen gebuchten Bestandteilen (Ausflüge, etc.) mag ich aber ebensowenig.
Auf etlichen Touren, nicht nur in Kanada, hat sich für uns herausgestellt, dass ein grobes Abstecken der Route für uns ideal ist. Wir kennen in etwa den Verlauf der Reise, können das zeitlich gut einschätzen, sind aber flexibel für Abweichungen und spontane Änderungen.
Das klingt erst einmal einfach. Und tatsächlich hat mir mal der Teilnehmer eines Kanadastammtisches, selbst als Reiseführer für Kleingruppen unterwegs, mal gesagt, wer so reist, sei nur zu faul zum Planen. Das Gegenteil ist eigentlich der Fall, zumindest bei unserer Form der Planung. Ich reserviere zwar nicht, was nicht unbedingt sein muss oder was mir die Flexibilität nimmt. Ich plane aber im Grunde nicht nur eine Tour, sondern arbeite gleich eine ganze Handvoll von Touren aus. Nur wenn ich alle Möglichkeiten und Alternativen kenne, kann ich vor Ort spontan entscheiden, wie es weitergeht. Dazu schaue ich mir für das Zielgebiet erst mal die Hauptstraßen (Highways) an, recherchiere die Nebenstrecken, finde heraus, ob man die fahren darf und schaue mir für die ganze Gegend eventuelle Sehenswürdigkeiten an. Dazu helfen mir insbesondere die Reisetagebücher anderer Reisender, aber auch die üblichen Reiseführer sind hilfreich. Und natürlich ist es auch sinnvoll, sich das Material anzusehen, das die Destinations zur Verfügung stellen. Als »Canada Specialist« habe ich wie jeder spezialisierte Mitarbeiter im Reisebüro Zugriff auf dieses Material und habe auch Ansprechpartner für Rückfragen.
Die oben in der Karte eingezeichnete Route ist also nur als Anhaltspunkt zu sehen. Welche Route wir tatsächlich fahren, entscheiden wir vor Ort. Vielleicht ist das ziemlich nah an der Planung, vielleicht wird es ganz was anderes. Das richtet sich in erster Linie nach Lust, Laune, Zeitbudget und natürlich auch nach der Wettervorhersage. Wenn ich für zwei Alternativen völlig unterschiedliche Wettervorhersagen habe, wähle ich die schönere.
Hinweis
Mir ist wichtig, dass dieser Beitrag nicht als Empfehlung aufgefasst wird. Viele sehen eine Wohnmobiltour als willkommenes Abschalten vom Alltag und zählen auch eine gewisse digitale Abstinenz dazu. Und das ist völlig in Ordnung. So kann auf den Technikteil hier komplett verzichtet werden. Andere sind auf die Technik unterwegs aus verschiedenen Gründen angewiesen oder möchten einfach nicht darauf verzichten. Und die finden hier sicher den ein oder anderen Tipp.