Seward mit Bootstour durch den Nationalpark
Wir hatten nur wenige Minuten Fußweg von der Campsite zum Hafen von Seward und konnten uns daher mit dem Aufbruch bis kurz nach sieben Zeit lassen. Unser Site-Nachbarn, ein Brüderpaar aus Mississippi mit dem Sohn eines der Brüder, sind schon um 5 am zu ihrem Angeltrip aufgebrochen. Und irgendwann in der Nacht hat noch ein mittelgroßes Kreuzfahrtschiff im Hafen festgemacht, das wohl auch einen Großteil der Passagiere unserer Tour gestellt hat. Etliche Camper des mittlerweile gut belegten Waterfront-Campgrounds gehörten aber sicher auch zu den immerhin 150 Passagieren auf dem Boot bei der gebuchten »National Park Tour«.
Das Boot, die »Tanaina«, machte einen guten Eindruck, die Crew war freundlich und der Kapitän begrüßte uns gut gelaunt. Man merkte allen an, dass ein Tag bei den für diese Gegend und Jahreszeit ungewöhnlichen, sonnigen 23 Grad ein besonderes Vergnügen ist. Trotzdem hatten alle an mehrlagige Kleidung und Mützen gedacht, weil es auf dem Wasser immer einige Grad kühler ist und der Fahrtwind das Übrige tut. Wir hatten den entsprechenden Tipp bei der Buchung glücklicherweise auch berücksichtigt und konnten so trotz der guten Fensterplätze am Oberdeck, die wir beim Boarding erhascht hatten, die meiste Zeit draußen verbringen und die Landschaft und Tierwelt der Fjorde bewundern und genießen.
Noch vor Verlassen des Hafens gab es mit einem der possierlichen Seeotter schon die erste Wildlifesichtung des Tages. Wenig überraschend allerdings, weil wir davon ja am Vortag schon mehrere von der Campsite aus beobachtet hatten. Trotzdem freut man sich über jedes Mal.
Puffins und Humpbacks
Die vorbeiziehende Landschaft und erst recht die Wildlifesichtungen wurden durch die informierten Ansagen des Kapitäns ergänzt, die über die Bordlautsprecher auch außen gut zu hören waren. Wer in der englischen Sprache allerdings nicht fit ist, wird daran wenig Freude haben.
Von all den Wasservögeln, die wir gesehen haben, haben uns die Puffins (Papageientaucher) am besten gefallen. Die sind aber insbesondere im Flug verdammt schwer zu fotografieren. Ich habe mich sehr geärgert, dass ich den Umgang mit dem 70–200er-Objektiv für diesen Einsatzzweck nicht mehr geübt habe. Ob das allerdings viel gebracht hätte, kann ich auch nicht sagen. Auf dem schwankenden Schiff die kleinen Vögel im doch recht schnellen Flug zu erwischen, ist nicht ganz einfach. Aber auch, wenn es mit den Fotos nicht geklappt hat, bleibt doch wenigstens die Erinnerung an die putzigen Kerlchen.
Besser geklappt hat es mit dem Fotografieren bei den Humpbacks (Buckelwalen), von denen wir unterwegs mindestens zehn gesehen haben. Walbegegnungen gehören auf unseren Touren eh immer zu unseren liebsten Erlebnissen und irgendwie geben uns diese Tiere etwas ganz Besonderes. Dabei kann man auf einem Schiff mit 150 Passagieren plus Crew wohl kaum von einem intimen Erlebnis reden. Aber teilweise waren wir ziemlich nah dran und die Geräusche beim Blasen, dem Ausatmen beim Auftauchen, wirkten irgendwie beruhigend. Und selbst die große Meute an Bord hat mit unerwarteter Disziplin die Ruhe nicht gestört.
Gletscher
Ein Gletscher, den wir am Ende eines weiteren Fjords aus großer Nähe betrachten konnten, sorgte dann für die nächsten ehrfürchtigen Momente. Dieses Knirschen und Knacken, mit dem sich der Gletscher beständig in den Ozean schiebt, ist beeindruckend laut. Und dazu hatte ich noch das Glück, ein nahezu hausgroßes Stück des Gletschers beim Fallen fotografieren zu können. Man merkt dann schnell, warum wir nicht noch näher an das Gletscherende herangefahren sind.
Noch mehr Wildlife auf dem Rückweg
Zurück nach Seward ging es vorbei an Seelöwen, die auch nichts gegen die Sonne einzuwenden hatten, an Seehunden und Vogelkolonien unter wolkenlosem Himmel und auf ruhiger See. Wir hatten wirklich den perfekten Tag erwischt. Es hat sich gelohnt, unterwegs immer mal nach dem Wetter zu schauen und auf dem Weg nach Seward nicht noch einen Zwischenstopp einzulegen. Aber Wettervorhersage hin oder her – eintreffen muss sie dann auch noch.
Leider gab es an dem Tag keine Orcas zu sehen; das wäre die Krönung gewesen. Aber wir waren trotzdem sehr zufrieden und haben dem hohen Ticketpreis keinen Träne nachgeweint. Für uns hat es sich gelohnt.
Sobald wir uns in langsamer Fahrt dem Hafen von Seward näherten, merkte man bei ausbleibendem Wind die Wärme dieses Tages. Wegen des Kontrasts zur Temperatur auf dem Wasser kam es uns erst recht heiß vor. Wir haben es dann auch trotz der frühen Uhrzeit – es war beim Anlegen gerade mal 2 pm – dabei belassen. Eine kleine Wanderung hätte sich vielleicht noch angeboten, wir haben uns aber erst mal kurz hingelegt, dann früh zu Abend gegessen und anschließend noch stundenlang über unser Campfire hinweg auf das Leben in der Bucht geschaut.
Sashimi
Für ein weiteres Highlight sorgten dann noch die mittlerweile von ihrem Angeltrip zurückgekehrten Nachbarn: Es gab Sashimi (roher Fisch, in ganz feine Scheiben geschnitten) von einem Lachs, der zwei Stunden vorher noch im Fluss schwamm. Lecker! Dazu schenkten sie uns noch vier Filets eines anderen Fischs, dessen Namen ich leider vergessen habe. Ihr Trip war mit zwölf Lachsen und einigen anderen Fischen sehr erfolgreich und so haben sie gern etwas abgegeben, was wir natürlich ebenso gern angenommen haben.
In einem spontanen Schnellkurs gegen 10 pm wurde mir dann noch das Snagging, die etwas brutale, dort aber übliche Art des Lachsangelns, beigebracht. Abgesehen von etwas Kelp habe ich aber nichts gefangen. Trotzdem ging es nach diesem Tag sehr zufrieden ins Bett.
Zusammenfassung
- Start und Ziel
- Seward, Kenai Peninsula, Alaska, USA
- Points of Interest
- Seward, Kenai Fjords National Park
- Fahrtstrecke
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