Die Planung der Aktivitäten für die nächsten zwei Tage hielt sich in Grenzen: Losfahren, durch Tok, Grenzübertritt nach Kanada und weiter zum Kluane Lake, wo wir zwei Nächte verbringen wollten. So haben wir es dann auch gemacht.
Start in Tok
Den schönen Campground am Eagle Trail haben wir nach dem Frühstück verlassen und die letzten Meilen bis Tok zurückgelegt. Dort haben wir kurz aufgetankt und an der Tankstelle gedumpt (für Kunden ist es kostenfrei). Im Gift Shop haben wir uns noch ein wenig Wi-Fi gegönnt, nachdem wir nun mehrere Tage offline waren. Mal hören, ob die Heimat noch existiert. Ein Lob für mein Haida-Tattoo gab es auch noch von der Angestellten im Shop. Die Kunst der First Nations ist offenbar auch hier beliebt.
Wir haben noch ein paar Kleinigkeiten als Verpflegung für die nächsten Tage eingekauft und anschließend ging es bei einsetzendem Regen durch sich ständig verschlechterndes Wetter Richtung Kanada bzw. Richtung Kluane Lake auf dem Alaska Highway. Das Wetter hatte uns in den letzten Tagen sehr verwöhnt, wollte nun aber wohl noch mal zeigen, dass es im Norden nicht immer so sonnig ist. Von den frühmorgendlichen 16° ging es nach nur wenigen Kilometern runter auf 6°, während wir am Tetlin National Wildlife Refuge entlangfuhren.
Wegen des Regens war die Sicht auf die Umgebung extrem schlecht und das Wildlife beschränkte sich auf einige Trompetenschwäne, von denen wir auf dieser Tour gefühlt schon hunderte gesehen hatten. Abgesehen von Raubvögeln sind wir an Vögeln beide nicht sehr interessiert und daher hielt sich unsere Begeisterung doch sehr in Grenzen.
Bei jedem Wetter sehenswert ist dagegen das Visitor Center des Reservats, in dem wir freundlich empfangen wurden. Wer dort vorbeikommt (also jeder, der die »Acht« fährt), sollte stoppen und sich die kleine aber feine Ausstellung ansehen.
Die Grenze
Das Visitor Center befindet sich an Milepost 1229 des Alaska Highways und damit kurz vor der Grenze zu Kanada. Anders als bei der Grenze auf dem Top of the World Highway liegen auf dem Alaska Highway die US-amerikanische und die kanadische Grenzstation nicht direkt beieinander. Hat man die US-Station hinter sich gelassen, folgen erst etliche Kilometer auf dem kandadischen Teil des Highways, bevor man die kanadische Grenzstation erreicht.
Wie man es von den kanadischen Grenzbeamten kennt (wir zumindest bisher ausnahmslos), wurden wir freundlich begrüßt und nach ein paar Routinefragen (Start, Ziel, Dauer des Aufenthalts, Herkunft des Fahrzeugs) auch willkommen geheißen. Zu den mitgebrachten Sachen wurden wir nur nach Waffen und Feuerholz gefragt. Holz hatten wir natürlich nicht dabei, dafür aber Bärenspray, das eigentlich als Waffe angesehen werden müsste, wenn es nicht ausdrücklich als Bärenspray deklariert wäre.
Hinter der Grenze haben wir im Örtchen Beaver Creek gegessen. Das Lokal, Buckshot Betty’s, war ganz nett, das Essen OK und nicht zu teuer, nur sind wir in Kanada schon aufmerksamer bedient worden. Beaver Creek selbst erschien uns wenig reizvoll und wir wollten ja eh noch ein ganzes Stück weiter bis zum Kluane Lake fahren. Zudem regnete es immer noch, die Weiterfahrt fiel uns demnach leicht.
Vor uns lag noch ein langes Stück schlecht gepflegten Asphalts und Schotters mit einer Baustelle, die sich über mehr als 40 Kilometer hinzog, auf denen die Geschwindigkeit auf 50 begrenzt war. Wohlgemerkt 50 km/h, nicht 50 mph – wir waren ja jetzt wieder im metrischen Kanada. Das zog sich natürlich ganz ordentlich. Durch das mittlerweile deutlich bessere Wetter stieg die Stimmung aber dennoch laufend – gemeinsam mit der Temperatur, die auch behutsam wieder bis auf 16° anstieg. Ein paar Stopps am Weg gaben uns die Gelegenheit, die Landschaft zu genießen und mal kurz die Beine zu vertreten. Einen Elch konnten wir noch an einem See entdecken. Der mochte aber noch nicht mal, dass wir angehalten haben – wohlgemerkt mehrere hundert Meter von seinem Standort weg und wir sind auch nicht ausgestiegen.
Kluane Lake
Wir kamen an zwei Government Campgrounds vorbei, die uns aber noch zu weit vom Tagesziel am Kluane Lake entfernt waren. Am Ziel angekommen, einem Yukon Campground am Kluane Lake, haben wir dort auf einer der hinteren Campsites eingecheckt. Die wenigen Sites am Seeufer waren voll belegt und lagen zudem auch nicht wirklich direkt am Ufer, vielleicht von der Doppelsite ganz rechts abgesehen. Alle anderen hatten noch etwas Abstand zum Ufer und jeweils ein paar Bäume und Büsche dazwischen. Insgesamt waren wir nach der Empfehlung durch das CanaDream-Team bei der Übernahme jetzt etwas unterwältigt bis enttäuscht.
Unsere Site war aber dennoch schön, großzügig und natürlich auch mit der obligatorischen Feuerstelle plus Picknicktisch ausgestattet. Wir haben noch einen Rundgang über den Campground gemacht und sind dem Interpretative Trail zum mittlerweile zugewachsenen Aussichtspunkt gefolgt. Zurück auf dem gleichen Weg, weil das Laufen am Steinstrand insbesondere wegen unserer Schuhe ziemlich unangenehm und beschwerlich war. Wir hatten ja keine Wanderung geplant und hatten daher nur unsere Chucks an, die mit der dünnen Sohle zwar sehr bequem für die Fahrt und kurze Spaziergänge sind, für groben Kies aber gänzlich ungeeignet.
Die recht langen Fahrtstrecken der letzten Tage (über 1.000 Kilometer in drei Tagesetappen) waren doch anstrengender als angenommen. Wir haben uns daher entschieden, hier am Kluane Lake einen Tag Pause einzulegen. Allerdings hat uns dieser Campground nicht so sehr gereizt und nur ein kleines Stück weiter lag ein Campground, der uns schon von vielen Mitgliedern unserer Facebook-Gruppe »Kanada mit dem Wohnmobil« empfohlen wurde. Wir haben also ganz in Ruhe ausschlafen können und sind nach dem Auschecken um 11 Uhr nur noch die sieben Kilometer bis zum Cottonwood Park weitergefahren.
Das war jetzt nach Dawson City erst der zweite private Campground auf dieser Tour und ich muss sagen, dass es eine wirklich lohnende Ausnahme von unserer Vorliebe für öffentliche Campgrounds ist. Der RV Park ist ein liebevoll gepflegter Campground mit sehr vielen Sites direkt am Ufer des Kluane Lake, teils auch mit Stromsanschluss. Am Büro und auf der Terrasse dort gibt es kostenloses (ziemlich schwaches) Wi-Fi und eine Dumpstation ist auch vorhanden. Wir haben uns nach kurzer Besichtigung für Site K entschieden, direkt am Wasser und ohne Anschlüsse.
Nachdem wir unseren Truck Camper dort eingeparkt hatten, haben wir uns mit einem Kaffee auf die Terrasse gesetzt und das Wi-Fi für die Planung der nächsten Tage genutzt. Leider sollte das Wetter im Kluane National Park ziemlich schlecht werden und damit fiel der Wunsch, einen Rundflug über den Park zu machen, ebenso ins Wasser wie eine Wanderung dort.
Das Wetter in Haines und Skagway, also an der Küste südlich von Haines Junction und damit wieder in Alaska, sah deutlich vielversprechender aus. Und es gab auch noch eine passende Fähre von Haines nach Skagway am übernächsten Tag, auf der ich uns gleich einen Platz reserviert habe. Und weil damit klar war, dass wir eine Nacht in Haines verbringen würden, habe ich auch gleich noch den Oceanside RV Park dort reserviert.
Den Rest des Tages haben wir dann noch mehr oder weniger mit Schlafen und Essen verbracht und ich habe noch ein paar Seiten im Tagebuch gefüllt. Wir haben noch lang am Feuer gesessen, die Ruhe und den Ausblick genossen und beendeten den Pausentag mit einer fast mitternächtlichen Dusche in den sehr gepflegten Waschräumen des RV Parks.
Zusammenfassung
- Start
- Eagle Trail State Park (nahe Tok), Alaska, USA
- Ziel
- Kluane Lake, Yukon, Kanada
- Points of Interest
- Kluane Lake
- Fahrtstrecke
- 362 Kilometer
- Gefahrene Routen
- Alaska Highway