Bustour durch den Denali National Park
Unsere für diesen Tag gebuchte Bustour begann um 9:30 am, wir sollten eine Viertelstunde vorher vor Ort sein und wir wollten noch etwas Puffer haben, um uns noch einen Kaffee holen zu können. Kurz vor neun sind wir daher mit dem Truck Camper von der Site gefahren und hatten gleich die nächsten beiden Elchsichtungen im Bereich des Campgrounds und auf dem Weg zum Wilderness Access Center. Von dort aus starten die Busse, die nicht nur im vorderen Bereich des Parks verkehren.
Das Wilderness Access Center ist großzügig gebaut, hat einen kleinen Shop für Kaffee und Snacks, den unvermeidlichen Souvenirshop und einen Tresen für Tour- und Campgroundreservierungen. Man kann seine Trinkflaschen mit Wasser auffüllen und über kostenloses Wi-Fi Kontakt mit der Außenwelt aufnehmen. Nebenan sind Duschen und insgesamt bleiben eigentlich kaum Wünsche offen. Man merkt dem Ort die lange Erfahrung im Umgang mit Besucherströmen an.
Chavez, unser Busfahrer, war gut gelaunt und unterhaltsam, ohne übertrieben lustig zu sein und war zudem sehr sympathisch. Außerdem machte er einen sehr sicheren Eindruck im Umgang mit dem zwar alten, technisch aber völlig einwandfreien Bus, der für die nächsten Stunden unser Zuhause sein sollte. (Bei näherer Betrachtung der Fotos scheint es so, als wäre vor gar nicht so langer Zeit mal die alte Kabine des Busses auf ein neues Fahrwerk gesetzt worden. Von vorn macht der Bus durchaus einen aktuellen Eindruck.) Wir hatten Plätze direkt hinter dem Fahrer ergattert und konnten so nicht nur seitlich, sondern auch nach vorn rausschauen.
Leider hat sich das Wetter vom Vortag gehalten – es war also regnerisch und die Sicht nicht allzu gut. Um es kurz zu machen: Die Wildlifesichtungen, auf die wir gehofft hatten, hielten sich in Grenzen oder waren so weit entfernt, dass sich Fotos kaum lohnten. Zwei Elche in sehr großer Entfernung und zudem in dichtem Buschwerk, ein Grizzly weit oben in einem Berghang, einige Dallschafe, Schneehühner, Erdhörnchen, ein Adler und gegen Ende noch zwei Karibus. Sicht auf die sicherlich sehenswerte Landschaft gab es kaum und so waren die sechs Stunden im Bus nicht gerade das, was man als kurzweilig bezeichnen würde.
Chavez hat das Beste daraus gemacht und viele Infos zum Park und zur Tierwelt geliefert. Man merkte ihm etwas an, das ich von vielen Angestellten in den nordamerikanischen Nationalparks kenne: eine Begeisterung für die Sache, für die Natur, für die Umwelt. Die Leute dort machen nicht einfach nur einen Job, sondern leben und lieben diese Arbeit. Dazu gehört auch, den Besuchern diese Einstellung nahezubringen und so stoppte er beim kleinsten Anzeichen von Wildlife, setzte teils den Bus noch auf der schmalen, gewundenen Straße zurück, um einen möglichst guten Blick zu garantieren. Bedenkt man, dass wir schließlich nur in einem Shuttle saßen und nicht in einer der Informationstouren durch den Park, kann man damit mehr als zufrieden sein. Trotzdem fahre ich lieber selbst, auch wenn das heißt, den Blick mehr auf der Straße als auf Wildlife und Szenerie zu haben.
Am Zielpunkt des Shuttles (Toklat) und damit am Umkehrpunkt für uns gab es eine kurze Pause, die ausreichte, um die dortige kleine Ausstellung zu besuchen und sich ein wenig die Beine zu vertreten. Man konnte Elchgeweihe in ihrer beeindruckenden Größe aus der Nähe sehen und anfassen und einen Blick auf die Bergwelt werfen, die das Flussbett hier umgibt. Wir hätten hier die Möglichkeit gehabt, den Shuttle zu verlassen und zum Beispiel eine kleine Wanderung zu machen, um mit einem späteren Shuttle zurück fahren zu können. Aber das Wetter war wenig ermutigend und so haben wir gleich wieder die Rückfahrt angetreten.
Aufbruch Richtung Anchorage
Zurück am Wilderness Access Center haben wir Chavez noch angemessen getippt und sind dann eine Runde über den Campground gefahren, um wenigstens noch mal Elche sehen zu können und gute Fotos zu bekommen. Die Sonne war schließlich doch noch rausgekommen und eine Elchkuh mit Kalb stand gleich hinter der ersten Ecke. Wir haben respektvollen Abstand gehalten und den Anblick genossen und dabei viele Fotos machen können. Ein wenig grotesk war die Situation schon, bedenkt man, dass wir gerade sechs Stunden mit dem Bus durch ein Naturschutzgebiet gefahren sind und die besten Wildlifesichtungen auf dem Campground hatten.
Anschließend – es war nun schon gegen halb fünf – ging es los Richtung Anchorage. Wir wollten mal sehen, wie weit uns der Tag noch bringen sollte. Der Highway führt am Rande des Denali NP entlang und bietet teils tolle Ausblicke und wirklich beeindruckende Szenerie. Der Blick auf den Park war an vielen Stellen hier auch wegen des zwischenzeitlich viel besseren Wetters schöner als der Blick im Park. Nach einer weiteren Elchsichtung – ein Elch grasend in einem See, zwei weitere im Hintergrund am Ufer – sind wir noch bis kurz hinter Talkeetna gefahren, wo wir auf einem gar nicht mal so hübschen State-Park (Montana Creek) übernachtet haben. Bei Regen, der mittlerweile wieder eingesetzt hatte und eh früh geplanter Weiterfahrt zum nächsten Tagesziel Seward hat uns das aber wenig ausgemacht. Wir brauchten nur einen Abstellplatz.
Talkeetna bis Seward über Anchorage
Wir sind am nächsten Morgen doch gar nicht so früh aufgebrochen wie geplant, weil wir einfach noch ein wenig mehr Schlaf gebraucht haben. Aber als Herr über die Planung war uns das eigentlich auch egal und wir machen uns bei so etwas keinen Stress. Durch die eh endlose Helligkeit hier im Frühsommer im Norden hat man ja nicht einmal den Druck, noch am Nachmittag am Ziel ankommen zu müssen, wenn man sich nicht erst im Dunkeln eine Campsite suchen will. Es wird einfach nicht dunkel. Wir hatten also alle Zeit der Welt. Eigentlich. Tatsächlich wollten wir aber zumindest so früh in Seward, unserem heutigen Tagesziel auf der Kenai Peninsula ankommen, dass wir uns für den nächsten Tag noch einen Ausflug buchen konnten. Die Wettervorhersage für Seward war außergewöhnlich gut und das wollten wir nutzen.
Wegen dieses Vorhabens und des späteren Aufbruchs haben wir uns entschieden, den Abstecher nach Talkeetna auszulassen – trotz persönlicher Empfehlungen von Freunden und des Tipps eines Arbeiters, den wir morgens noch auf dem Campground getroffen hatten. Wir sind also direkt den Highway weiter runter nach Anchorage gefahren. Dort haben uns nur das Einkaufen und Tanken überhaupt zum Stopp veranlasst. Während unserer Wohnmobiltouren sind wir nicht so sehr die Stadtmenschen. Das ist eine andere Art von Urlaub, die wir zwar auch gern machen, dann aber getrennt von der Wohnmobiltour. Die Umstellung zwischen Stadt und dem Fahren und Leben in der Natur gelingt uns einfach nicht so gut und deswegen vermeiden wir es unterwegs, uns auf die Städte einzulassen. In Fairbanks war uns das schon schwer genug gefallen und das deutlich größere Anchorage reizte uns nun gar nicht.
Hinter Anchorage geht es für etliche Meilen den Turnagain Arm entlang, eine tiefe Bucht mit dem zweitgrößten Tidenhub Nordamerikas nach der Bay of Fundy in Nova Scotia. Wir haben den Hin- und Rückweg bei Ebbe erlebt, also oft auf den grauen Schlick der Bucht geschaut – vergleichbar mit dem Watt der Nordseeküste bei uns. Trotzdem war der Ausblick auf den Turnagain Arm vom Seward Highway aus grandios. Stellenweise fanden wir es sehr vergleichbar mit dem Sea to Sky Highway nördlich von Vancouver plus Blick auf die gegenüberliegenden Berge.
Hat man Portage passiert, verlässt der Seward Highway die Bucht und läuft nach Süden, geradewegs auf Seward zu. Wobei es aber quasi kein »gerade« gibt, weil der Highway sich fortlaufend zwischen Bergen und Seen oder Flüssen windet und hinter jeder Kurve einen neuen schönen Ausblick bietet, bis man schließlich die Resurrection Bay erreicht, an deren nördlichem Ende Seward liegt.
Seward
In Seward angekommen, sind wir kurz ins Visitorcenter am Hafen gegangen, um das Wi-Fi zu nutzen und nach Campgrounds in der Nähe zu fragen. Tatsächlich beginnt der Campground wenige Meter weiter und zieht sich dann über etliche hundert Meter die Waterfront entlang. Das macht den Campground nicht schön, die Lage der Campsites direkt am Strand und der Blick über die Resurrection Bay ist aber grandios. Bevor wir uns dort einen Stellplatz gesucht haben, sind wir aber noch kurz bei Kenai Fjord Tours rein, um die Tour für den nächsten Tag zu buchen. Informiert hatten wir uns über die angebotenen Touren bereits vor der Reise, sodass wir uns schnell entscheiden konnten und auch der aufgerufene Preis für die Tour war keine Überraschung mehr. Wir hatten Glück: Die gewünschte Tour um 8 am mit einer Dauer von sechs Stunden hatte noch freie Plätze, die wir uns gleich gesichert haben.
Gegenüber von der Campgroundzufahrt haben wir an der öffentlichen Station für eine Fee von fünf Dollar gedumpt und dann eine Site direkt am Wasser und sehr nah am Hafen ergattert. Der Rest des Tages war Spektakel: Weißkopfseeadler haben direkt vor unserer Campsite den Möwen die angespülten Lachskarkassen entrissen, Seeotter dümpelten im ruhigen Wasser vor der Hafeneinfahrt herum und später zog noch ein einsamer Porpoise seine Runden in der Bay. Nur der frühe Termin am nächsten Morgen – Checkin ab 7:15, Boarding um 7:30 Uhr und Vergabe der begrenzten Sitzplätze mit Ausblick per First-come, First-serve – haben uns überhaupt dazu bewegen können, irgendwann ins Bett zu gehen, so faszinierend war es, hier einfach vom Campingstuhl aus das Wildlife und den Blick auf die Bay zu genießen.
Zusammenfassung
- Start
- Denali National Park
- Ziel
- Seward, Kenai Peninsula, Alaska, USA
- Points of Interest
- Denali NP, Anchorage, Seward
- Fahrtstrecke
- 584 Kilometer (227 vom Denali NP zum Montana Creek Campground, 357 Kilometer nach Seward)
- Gefahrene Routen
- George Parks Highway, Highway 1, Seward Highway